Lossprechungsfeier 2020
Der VLF Coesfeld/Recklinghausen/Ruhr-Lippe wollte trotz der schwierigen Corona-Zeiten ein Zeichen setzen und ehrte die jungen Landwirtinnen und Landwirte mit einer den Umständen angegepassten Feierstunde im Haus Waldfrieden in Dülmen-Merfeld. Der Vorsitzende Herbert Lütke-Holz und die VLF-Vorstandsmitglieder nahmen die ehemaligen Auszubildenden mit dieser Lossprechungsfeier in den landwirtschaftichen Berufsstand auf, wenn auch in diesem Jahr wegen der Corona-Auflagen darauf verzichtet werden musste, die Ausbildungsbetriebe, Eltern und Freunde zur Feier mit einzuladen.
Herr Lütke-Holz, VLF-Vorsitzender, gratulierte den frisch gebackenen Landwirtinnen und Landwirten und sprach ein anerkennendes Grußwort mit sehr persönlichem Bezug zur dualen landwirtschaftlichen Ausbildung, da er selbst als Ausbildungsbetrieb gerade in diesem Jahr viele der jungen Auszubildenden kannte.
Herr Georg Silkenbömer, Kreislandwirt Coesfeld, sprach auch im Namen der weiteren Kreislandwirte Henrik Plaas-Beisemann (Ruhr-Lippe) und Georg Schulte-Althoff (Recklinghausen) den Absolventen große Anerkennung aus, dass sie ihre Ausbildung mit Erfolg abgeschlossen haben und den Mut zeigen, einen der wichtigsten Berufe der Welt zu ergreifen.
Sie sind das zukünftige Gesicht der Landwirtschaft für unsere Region. Mit dem erworbenen Fachwissen habe sich Jeder und Jede der Absolventen einen soliden Wissensgrundstock geschaffen. Mit diesem Fundament können die jungen Leute sicherlich auch die zukünftigen Herausforderungen meistern. Denn eins sei gewiss, das Lernen sei eine lebenslange Aufgabe. Gleichzeitig warb Herr Silkenbömer dafür, sich auch als
junger Mensch in verschiedensten Ehrenämtern zu engagieren. Denn die Ausbildung und Abschlussprüfung fuße eben auch auf hohes ehrenamtliches Engagement der Mitstreiter im landwirtschaftlichen Berufsstand. Die Ehrengäste aus dem landwirtschaftlichen Bereich wie die Kreislandfrauenvorsitzenden Frau Nolte (Coesfeld), Frau Fleischhauer (Recklinghausen), Kreisstellenleiterin der Landwirtschaftskammer COE/RE Frau Lammers, WLV-Kreisverbandsvorsitzender Herr Uckelmann (Coesfeld) sowie die Lehrer Frau Schneemann und Herr Hoffrogge bildeten einen würdigen Rahmen für die Ehrung. Die Kreislandwirte und die Kreisstellenleiterin überreichten den Absolventen ihre Urkunden mit den besten Glückwünschen für die Zukunft. Im Anschluss wurden die 5 Jahrgangsbesten zusätzlich mit einem Büchergutschein ausgezeichnet.
Der Festakt war mit einem köstlichen vom VLF gesponsertem Abendessen und einem von der Gastwirtsfamilie Knepper servierten Glas Sekt gekrönt. Im Anschluss hielt die Ausbildungsberaterin Julia Liebetanz der Kreisstelle COE/RE der Landwirtschaftskammer NRW einen Rückblick auf die abgeschlossene mehrjährige Ausbildungszeit und gab Einblicke in die bewältigten Sorgen und Nöte der Auszubildenden sowie über deren erbrachte Leistungen. Sie hob insbesondere den Zusammenhalt der Klassengemeinschaft, insbesondere in der Corona-Zeit, hervor und wünschte den Berufseinsteigern alles Gute für ihre persönliche und berufliche Zukunft.
Für die Lehrer sprach Herr Heinrich Hoffrogge vom Berufskolleg Lüdinghausen und gab auch die Glückwünsche der weiteren Lehrkräfte, von Herrn Benjamin Drüing und Frau Dr. Rebecca Rohn (Natter), weiter. Er lobte die Disziplin der Auszubildenden und ihre Aufgeschlossenheit gegenüber kontroversen Diskussionen und das verlässliche Miteinander im Klassenverbund. Herr Hoffrogge hob die vielen Veranstaltungen hervor, die vor der Corona-Pandemie noch stattgefunden hatten und bedauerte außerordentlich die ausgefallenen Studientage und Auslandsreisen, die wegen Corona leider abgesagt wurden. Er berichtete über einige Anekdoten während der Ausbildungszeit wie z.B. den großen Verschleiß an Spaten und Besen, die bei der Arbeit an den Demonstrationsbeeten zu Bruch gingen. Der Applaus und das Lachen der Absolventen zeigten Zustimmung und Anerkennung für die Lehrer. So hatte Herr Hoffrogge wohl den Nerv der Klasse getroffen.
Der Sprecher der Auszubildenden Herr Farwick hatte das letzte Wort an diesem Abend, das wie immer unkommentiert im Raum stehen blieb. Herr Farwick hielt in diesem Sinn eine launige Abschlussrede in geschliffenem Ton und pointierter Weise. Die Anwesenden lauschten seinen Ausführungen und zollten durch Beifall und Lachen den vorgetragenen Erinnerungen Zustimmung. Zum Abschluss überreichten drei Absolventen im Namen aller ehemaligen Auszubildenden Herrn Hoffrogge einen neuen Besen mit einem Blumenbukett.
Die Lossprechungsfeier klang in einem gemütlichen Corona-gerechten Beisammensein aus.
Agrarforum 2020
Die Volksbanken und landwirtschaftlichen Vereine des Kreises Coesfeld konnten 277 Gäste im Gasthaus Waldfrieden in Dülmen-Börnste begrüßen. Herr Dirk Spanderen (Sprecher der Volksbanken im Kreis Coesfeld) und Georg Silkenbömer (Kreislandwirt COE) führten in launiger Weise in das Abendprogramm ein.
Die Gäste waren gespannt auf die Darbietungen der jungen Harfinistin Ronja Ehrbar und den im rheinischen Karneval erprobten Redner Herrn Willibert Pauels, der über ein schwieriges Thema Depressionen aus eigenem Erleben berichtete.
Willibert Pauels verstand es, die erwartungsvollen Zuhörer in einer wunderbar gelungenen Mischung aus Komik, Ernsthaftigkeit und philosophischen Betrachtungen in seinen Bann zu ziehen. Er bewies durch knackige Witze, dass alle Menschen, egal ob Westfalen, Rheinländer, Sauerländer oder Ruhrpöttler über Humor verfügen. Und er zeigte anschaulich, dass Humor die hilfreiche und gesunde Art ist, um über den Dingen zu stehen und aus dieser Perspektive den Lebenswert für sich zu bewahren oder wiederherzustellen. Nur wer über sich selbst lachen kann, steht über den Dingen. Da wo Engstirnigkeit, Zwang, Dogmatik und herrische Macht ausgeübt wird, wird Humor untersagt; dort werden Witze, Lachen und Humor sogar verfolgt und unter Strafe gestellt -manchmal sogar mit Todesstrafe belegt. In wunderbar anschaulichen Gedankenbildern beschrieb Willibert Pauels, wie es sich anfühlt in einer Depression zu stecken; wie unpassend und hilflos Außenstehende darauf reagieren und dass es zum Glück professionelle Hilfe gibt. Gleichzeitig erläuterte er, dass Depressionen Veranlagungen sind, die manchmal durch Ausnahmesituationen und vor allem durch Stress zum Vorschein kommen können. Da hilft dann kein Zuhören und Zureden von Familie und Freunden, da muss klinische Hilfe her, indem subjektiv zugeschnittene psychiatrische und psychotherapeutische Unterstützung eingefordert wird. Keine Angst vor der Klinik: Die sogenannte „Klapse“ ist heute modern und zielführend; sie kann aus der Depression heraushelfen. Denn wer von Depressionen geplagt ist, kann weder reden noch handeln noch erklären, was mit ihm ist.
Das wichtigste Element im Heilungsprozess aus einer Depression ist dabei der Perspektivwechsel. Nur der Wechsel der Perspektive auf die Dinge um uns herum ermöglicht es dem Depressiven, endlich aus seinem Tief herauszufinden und sein Gedankenwirrwarr neu zu ordnen. Dies muss neu geübt und wiederkehrend trainiert werden. Dabei helfen Psychiater und Psychologen. Und nicht zuletzt ist es die Fähigkeit, Humor zu empfinden, um aus der Depression herauszukommen.
Denn Humor ist die Kunst über den Dingen zu stehen. Und Willibert Pauels wäre nicht Willibert Pauels, wenn er nicht zu guter Letzt mit einem überzeugenden philosophischen Exkurs schlüssig bewiesen hätte, dass der Glaube an die eigene Seele der Schlüssel dazu ist, um mit Verantwortung und Liebe über den Dingen zu stehen. Selbst diese ernsthaften Gedanken verstand der überzeugte Katholik und Karnevalist mit köstlichen überraschenden Witzen in ein erlösendes Lachen zu überführen.
Dieser Abend nahm alle Anwesenden in seinen Bann, von den bezaubernden Harfenklängen der Ronja Ehrbar bis hin zu dem ernsten und doch überaus heiteren Vortrag zu Depressionen. Gerade weil so oft aus vollem Herzen gelacht werden konnte, werden die Worte von Willibert Pauels noch lange bei allen nachhallen.
Die perfekte Gastlichkeit des Service-Teams der Familie Knepper im Waldfrieden Dülmen-Börnste rundeten den gelungenen Abend mit leckeren Häppchen und kühlen Getränken ab.
Agrarforum 2020 - Vortrag „Karneval, Kirche, Klinik“ von Willibert Pauels